Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine mit HIV oder Hepatitis

Wo bekommen Geflüchtete aus der Ukraine, die mit HIV und/oder Hepatitis leben, Infos und Versorgung?
Wohin können sich Menschen in Opioid-Substitutionstherapie (OST) wenden?

Де біженці з України, які мають ВІЛ та/або гепатит, можуть отримати інформацію та допомогу? Куди звертатися людям, які отримують опіоїдну замісну терапію (ОЗТ)?
Где могут получить необходимую информацию и помощь беженцы из Украины, живущие с ВИЧ и/или гепатитом? Куда могут обратиться за помощью те, кто проходит опиоидную заместительную терапию (ОЗТ)?

hepc.ch

aids.ch/de/haeufigste-fragen/schutz-und-risiko/ukraine/

hepatitis-schweiz.ch/news/informationen-fuer-menschen-aus-der-ukraine

Leistungssperre im Kanton Thurgau, Atupri verweigert Behandlung eines Patienten mit Hepatitis C

Aktuell beschäftigt uns beim SHCV ein Fall eines Familienvaters aus dem Kanton Thurgau. Er ist selbständig und konnte über längere Zeit wegen geschäftlichen Schwierigkeiten nur die Krankenkassen-Prämien für seine Frau und seine Kinder aber nicht für sich bezahlen. Dies führte dazu, dass er im Kt Thurgau auf der schwarzen Liste säumiger Krankenkassen-Prämien-Zahler landete und nur Notfall Behandlungen erhält.

Die Spital Thurgau AG verweigerte in der Folge die medizinisch angezeigte Hepatitis C-Therapie, obwohl diese Krankheit über die Jahre irreparable Schäden hinterlassen und letztendlich tödlich verlaufen kann. Der Mann suchte Hilfe bei unserer SHCV-Telefon-Hotline. Zum Glück erklärte sich in der Folge Dr. P.Bruggmann von Hepatitis Schweiz bereit den Patienten unentgeltlich zu behandeln.

Im Gegensatz zu einem ähnlichen Fall aus dem Kanton Solothurn bot der Kanton Thurgau keine Handhabe, den Mann für die Hepatitis C-Therapie von der schwarzen Liste zu nehmen. Die zuständige Chefbeamtin verwies Dr. Bruggmann an die Krankenkasse und den Rechtsweg. In der Folge bat er die Krankenkasse Atupri um die Erteilung einer Kostengutsprache trotz schwarzer Liste und verwies aufgrund der potentiellen gravierenden Folgen auf die Notfallsituation.

Atupri erteilte die Kostengutsprache und Dr. Bruggmann führte die Therapie im vergangenen Dezember durch. In der Folge lehnte es die Krankenkasse jedoch ab, die Rechnung (datiert im Januar) für das Medikament (30’000 CHF) zu begleichen. Sie verwies auf die schwarze Liste und nannte den Kanton Thurgau als zuständig.

Erst ein Telefonat mit der zuständigen Teamleiterin Leistungen von Atupri, in dem Dr. Bruggmann drohen musste, sich an die Medien zu wenden, erbrachte die mündliche Zusage, die Rechnung zu begleichen. Dies war vor vier Wochen, die Rechnung wurde bis heute aber nicht beglichen. Die Arbeitgeberin von Dr. Bruggmann, die Arud als Non-Profit NGO hatte im Dezember die Ausgaben für die Medikamente von 30’000 CHF, die bis heute nicht zurückbezahlt wurden. Die Leistungen von Dr. Bruggmann bis zur erteilten Kostengutsprache erfolgten pro bono. Atupri weigert sich diese Kosten für die Kontrollen unter und nach Therapie zu übernehmen.

Für uns ist dies ein klassischer Fall der zeigt, zu was die schwarzen Listen der Kantone führen können und mit welcher Willkür Krankenkassen agieren. Kleinere Praxen oder Apotheken könnten mit solch verzögerten Erstattungen von Medikamentenkosten Liquiditätsprobleme erhalten.

Siehe auch hepc.ch/leistungssperre/

Nachtrag vom 19.5.22: Nachdem sich die Sendung Kassensturz des Schweizer Fernsehens eingeschaltet und gedroht hat das Verhalten der Atupri in der Öffentlichkeit bekanntzumachen, hat die Kasse letztendlich eingelenkt und in der zweiten Maiwoche 2022 die Ausstände bezahlt. Wenden auch Sie sich bitte an den SHCV, wenn Sie ähnliche Probleme haben, damit wir Ihnen beistehen und Sie zu Ihrem Recht auf eine Hepatitis C Behandlung kommen können.

SHCV Kontakt

Nobelpreis für die Entdeckung von Hepatitis C

Medienmitteilung Public Health Schweiz und Hepatitis Schweiz

Die Wissenschaftler Harvey J. Alter, Charles M. Rice und Michael Houghton wurden heute für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Dank ihren Arbeiten ist die Krankheit heute, rund 40 Jahre später, heilbar. Die Schweiz strebt die Elimination der Viruserkrankung an. Bis dahin gibt es noch einige Hürden zu überwinden.

Hepatitis B und C verursachen eine hohe Krankheitslast. Auch in der Schweiz sterben jedes Jahr insgesamt über 200 Personen an einer viralen Hepatitis. Das entspricht der Zahl der jährlichen Verkehrstoten. Hepatitis B und C sind der wichtigste Grund für Leberkrebs und Lebertransplantationen in der Schweiz.

Elimination möglich
Hepatitis C ist heute heilbar: Die neuesten Therapien erzielen die Heilung in über 98 Prozent der Fälle in nur acht bis zwölf Wochen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will virale Hepatitis auf globaler Ebene bis 2030 eliminieren. Die Schweizer Hepatitis-Strategie verfolgt das gleiche Ziel für die Schweiz und hat mit Expertinnen und Experten entsprechende Eliminationsziele erarbeitet.

Um diese Ziele zu erreichen, müssten beim Testen, Impfen und Behandeln Versorgungslücken geschlossen werden. «Insbesondere bei der Aufklärung herrscht Handlungsbedarf, sogar im Gesundheitswesen», sagt Philip Bruggmann, Präsident von Hepatitis Schweiz. Dazu brauche es koordinierte Aktivitäten aller Akteure.

Integration in Nationales Programm HIV
Die Hauptübertragungswege und Risikogruppen sind für Hepatitis sehr ähnlich wie für HIV. Aus diesem Grund fordern die Fachverbände Hepatitis Schweiz und Public Health Schweiz, die virale Hepatitis in das Nachfolgeprogramm des Nationalen Programms HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten (NPHS), das 2021 ausläuft, zu integrieren. Durch ein nationales Programm zu sexuell und durch Blut übertragbaren Krankheiten könnte die Elimination dieser beiden gefährlichen Infektionskrankheiten auf ressourcensparende Art bis 2030 realisiert werden. Die Forderung wurde von der Politik aufgenommen: Eine entsprechende Motion von Ständerat Damian Müller wurde vom Parlament angenommen.

Public Health Schweiz ist die unabhängige, nationale Organisation, welche die Anliegen der öffentlichen Gesundheit vertritt. Der Verein setzt sich für optimale Rahmenbedingungen für die Gesundheit der Bevölkerung in der Schweiz ein und unterstützt Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger fachlich.
Public Health Schweiz Webseite

Hepatitis Schweiz unterhält ein Kompetenznetzwerk zu viraler Hepatitis in der Schweiz mit einem Fokus auf die öffentliche Gesundheit. Der gemeinnützige Verein nimmt zu Fragen auf dem Gebiet der viralen Hepatitis Stellung und führt eigene Projekte durch.
Hepatitis-Schweiz Webseite

Öffentliches Symposium
Swiss Hepatitis Symposium 2020
Elimination 2030 – 10 years to go. The importance of data and politics
30. November 2020, 13.30 – 18 Uhr, Universität Zürich

Adieu Limitatio – Menschen mit Hepatitis C sind erleichtert

Per 1. Oktober 2017 wird die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) vor rund drei Jahren festgelegte Rationierung von Hepatitis C-Medikamente aufgehoben. Damit können erstmals alle Patientinnen und Patienten unabhängig vom Virentyp und vom Krankheitsfortschritt behandelt werden.
Per 1. Oktober 2017 wird die Rationierung auch für die Hepatitis C-Medikamente des Herstellers Gilead beendet. Damit können Harvoni und Epclusa allen Hepatitis C-Patienten verschrieben werden, und zwar erstmals unabhängig vom Leberschaden. Dies, nachdem die Rationierungen per 1. Juli bereits für Zepatier und per 1. August für Viekirax/Exviera für alle Betroffenen mit Genotypen 1 oder 4 aufgehoben wurden.
Die Aufhebung der Rationierung ging jeweils mit substantiellen Preissenkungen einher, welche jetzt auch für die Gilead-Produkte erwartet werden. Da Epclusa des Herstellers Gilead für alle 6 Genotypen eingesetzt werden kann, können ab dem 1. Oktober alle von Hepatitis C-Betroffenen, unabhängig ihres Stadiums, behandelt und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit geheilt werden. Das sind ausgezeichnete Neuigkeiten für betroffene Patienten und sie stellen einen wichtigen Schritt in Richtung Elimination von Hepatitis C in der Schweiz dar.

Damit endet ein trauriges Kapitel in der Geschichte des Schweizer Gesundheitssystems. Jahrelang behaupteten führende Vertreter des BAG, es mache keinen Sinn “gesunde Menschen” zu behandeln. Die Konsequenz daraus: Tausende von Menschen mit Hepatitis C wurden nicht behandelt und litten jahrelang weiter an den Symptomen ihrer Krankheit. Wir begrüssen die neuste Entwicklung und sind über den Sinneswechsel im BAG äusserst erfreut. Mit der Aufhebung der Rationierung ist die Kernforderung der Patientenorganisation SHCV und des Positivrates, die “Behandlung aller HCV-Betroffenen”, endlich erfüllt.
Diese Forderung stellen wir seit unserer Petition an Bundesrat Berset im Juli 2015.
Das BAG wird sich rühmen, Preissenkungen errungen zu haben. Damit erhärtet sich unser jahrelanger Vorwurf, dass das Bundesamt einen Preiskrieg auf dem Buckel der Patienten führte. Das ist aus ethischer Sicht unhaltbar und wir warnen davor, bei anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen dieselbe Strategie zu verfolgen. Unter keinen Umständen sollen die Betroffenen Opfer solcher Preiskriege sein. Vom Parlament verlangen wir, die nötigen Instrumente zu entwickeln, damit das Bundesamt künftige Preisverhandlungen konstruktiver und transparenter führen kann.

Wir danken den Experten der Schweizer Hepatitis-Strategie, die sich mit uns unermüdlich für das Wohl der Betroffenen eingesetzt haben und betrachten den Fall der Limitatio als gemeinsamen Erfolg der Zivilgesellschaft.
Wir danken auch der Industrie, deren Medikamente uns geheilt haben und nun hoffentlich vielen anderen Hepatitis C-Patienten ein neues Leben ermöglichen. Ihre Kompromiss-bereitschaft in den Verhandlungen mit dem BAG haben die Aufhebung der Rationierung mit ermöglicht.

PDF