Hepatitis C – Umdenken im BAG und Preisreduktionen seitens eines Pharmaunternehmens

Zwei Drittel der HCV-Erkrankten können endlich aufatmen. Nach 2 Jahren des unwürdigen Preiskrieges haben es BAG und die Firma MSD geschafft, sich zu einigen, und die Rationierung des Medikaments ZEPATIER für HCV- Erkrankte mit Genotypen 1 und 4 aufzuheben. Damit können auch Erkrankte mit Fibrosestadium F0 und F1 behandelt werden. SHCV und Positivrat Schweiz freuen sich ausserordentlich darüber und begrüssen diesen längst fälligen Entscheid.

Diese Entwicklung zeigt, dass im BAG bezüglich Hepatitis C ein Umdenken stattgefunden hat. Erinnern wir uns: bis anhin hiess aus dem BAG, es mache keinen Sinn, “Gesunde zu behandeln, die eventuell nie krank würden”. Nun erkennt das BAG eine chronische HCV-Infektion offenbar als Krankheit an, und wir freuen uns über dieses wichtige und grundlegende Umdenken unserer Gesundheitsbehörde. Dazu wollen wir der Führung des BAG herzlich gratulieren.

An zweiter Stelle bedanken wir uns bei der Firma MSD (Merck Sharp & Dohme), deren Preisreduktion auf ZEPATIER zu dieser Einigung beigetragen hat. Vergessen wir aber nicht, dass damit nur rund 62% der Erkrankten Zugang zu einer Behandlung erhalten. Die übrigen 38% haben jetzt das Pech, den “falschen Genotypen” in sich zu tragen. Für diese Bevölkerungsgruppe ist die neue Situation umso unverständlicher.

Deshalb fordern wir jetzt die anderen Pharmafirmen auf, mit ähnlichen Preisreduktionen eine komplette Aufhebung der Rationierung von allen HCV-Medikamenten zu ermöglichen. Das BAG hat nun zum ersten Mal gezeigt, dass es zum Umdenken bereit ist, und es macht dies in seiner Pressemitteilung vom 26. Juni 2017 auch deutlich. Jetzt sind die Firmen Gilead (Sovaldi, Epclusa, Harvoni), Bristol-Myers Squibb (Daklinza) und AbbVie (Viekirax, Exviera) gefordert, auf einen kleinen Teil ihrer Gewinne zu verzichten, damit in der Schweiz endlich alle HCV-Erkrankten und unabhängig vom Genotypen, geheilt werden können.

An dieser Stelle fordern wir auch eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit für virale Hepatitis in der Schweiz. Nach wie vor weiss ein grosser Teil der chronisch Erkrankten nichts von der eigenen Infektion, viele Infektionen bleiben noch zu lange unentdeckt. Hier braucht es ein koordiniertes Vorgehen aller Akteure. Ziel muss die Elimination von viraler Hepatitis in der Schweiz sein.

Daniel Horowitz, Präsident SHCV

David Haerry, Vorsitz Positivrat Schweiz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

19 − 10 =